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12. August 2010

Bergische Landeszeitung  (PDF)

 

12. August 2010

Kölnische Rundschau online

Stiftung

Villa wird zur Senioren-WG

Von Stefan Corssen, 12.08.10, 07:00h

Mit 15 Zimmern, drei Stockwerken und einer Wohnfläche von 307 Quadratmetern bietet die imposante Villa in der Flurstraße 12 eine Menge Platz. Früher gehörte sie dem Steuerberater Hans Classen. Nach seinem Tod stand das Objekt längere Zeit leer.  

WIPPERFÜRTH - Mit 15 Zimmern, drei Stockwerken und einer Wohnfläche von 307 Quadratmetern bietet die imposante Villa in der Flurstraße 12 eine Menge Platz. Früher gehörte sie dem Steuerberater Hans Classen. Nach seinem Tod stand das Objekt - Baujahr 1985 - längere Zeit leer und suchte einen Käufer.

Doch schon bald soll wieder Leben in die Villa in der Leie-Siedlung einziehen. Die neu gegründete Maiböcker-Kohl-Stiftung mit Sitz in Wipperfürth hat das Anwesen gekauft und wandelt es derzeit in eine Senioren-WG für Bedürftige um - Betreuung inklusive.

Keine direkten Erben

Der Wipperfürther Rechtsanwalt Hans Wilhelm Maiböcker war Ende 2007 verstorben, ohne Kinder zu hinterlassen. In seinem Testament verfügte er, dass sein Vermögen in eine noch zu gründende Stiftung eingebracht werden soll. Auch Margret Kohl hat keine direkte Erben und beschloss, sich an der Stiftung zu beteiligen. Die Juristin aus Frankfurt hatte Maiböcker während des Studiums kennen gelernt, „seitdem waren wir Freunde“, erzählt sie. „Und es war auch seine Idee, eine Stiftung für Wipperfürther Senioren zu gründen. Er hat mehrfach miterlebt, wie schlimm es um alte Menschen bestellt ist, wenn sie überhaupt kein Geld mehr haben. Einen alten Knecht hat er bis zu dessen Tod betreut und gepflegt.“

Nach Wilhelm Maiböckers Tod machte sich Margret Kohl als Stiftungsvorstand daran, das Testament umzusetzen. Zum Nachlass gehören sowohl Barvermögen als auch eine Reihe von Grundstücken, vor allem in Wipperfürth, Hückeswagen und Gummersbach. Der Verkehrswert der Grundstücke soll laut Stiftungsurkunde 1,25 Millionen Euro betragen. „Die Stiftungsgründung hat unendlich lange gedauert“, berichtet die Juristin Kohl. „Bis ich endlich die Stiftungsurkunde in den Händen hielt und die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde alles genehmigt hatte, war es August 2008.“

Margret Kohl begab sich auf die Suche nach einer passenden Immobilie: „Ich habe mit der Stadtverwaltung und Bürgermeister Forsting über die Alte Post an der Bahnstraße und die ehemalige Grundschule in Thier verhandelt, aber daraus wurde nichts.“ Bei einem Grundstück an der Gaulstraße, dass der Stiftung gehört, habe die Stadt den Bauplan geändert, „dort sollten nur noch zwei Bungalows errichtet werden dürfen“, so Kohl. Sie sah sich schließlich auf dem freien Markt um und wurde fündig. Über den Wipperfürther Immobilienmakler Berthold Schmitz erwarb sie im Juli 2010 die ehemalige Classen-Villa. Derzeit wird das Haus umgebaut.

Zwölf Senioren aus Wipperfürth und Umgebung sollen dort ab Herbst preisgünstig ein Zimmer mieten können, außerdem sind mehrere Gemeinschaftsräume vorgesehen. Die erste Bewohnerin ist bereits eingezogen.

„Wir begrüßen das Projekt sehr“, erklärt Baudezernent Volker Barthel. „Das Haus ist ideal für diesen Zweck.“ Anders als am Haus Sommerberg, wo die Stadt eine Senioren-WG nach verschiedenen Verstößen untersagte, rechne man in der Flurstraße 12 mit keinen Problemen. „Die Bewohner sind ja nicht schwer pflegebedürftig“, so Barthel. Auch Margret Kohl verweist darauf, dass man Senioren der Pflegestufe III nicht aufnehmen könne.

Unklarheiten gibt es hingegen noch über den Grad der Bedürftigkeit der künftigen Bewohner. Während Kohl betont, die Stiftung werde laut Satzung nur Senioren aufnehmen, die Hartz IV oder vergleichbare Leistungen beziehen würden, geht Ulrich Bürger als Leiter des Sozialamtes davon aus, dass die Stiftung ausschließlich solche Senioren betreut, deren Einkommen knapp über der Grundsicherung liegt.